E10

E10 tanken - Das sollten Sie wissen

In der Schweiz tanken alle Diesel, Super oder Super Plus. Das ist denkbar einfach. Fahren Sie mit Ihrem Auto dagegen über die Grenze in ein EU-Land, wird es an der Zapfsäule richtig kompliziert. Dort wird ein weiterer Kraftstoff angeboten: E10. Was es mit E10-Kraftstoff auf sich hat und ob das Benzin jedes Fahrzeug vertragen kann, erfahren Sie an dieser Stelle.
E10 tanken

Für den Umweltschutz soll mit E10-Kraftstoff mehr Ethanol in den Tank

Ethanol ist ein Alkohol, der sich besonders leicht durch die Gärung von Biomasse gewinnen lässt. Destillation kann ihn zu Spirituosen konzentrieren, andere Verfahren machen ihn zu Lösungsmitteln in der chemischen Industrie oder zu Kraftstoff und Kraftstoffzusätzen. Besonders im Automobilbereich wurde seit der Ölkrise der Siebzigerjahre viel mit Bioethanol geforscht. Aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen, galt er als gute Alternative zu fossilen Energieträgern, mit der sich gleichzeitig noch die damaligen Ernteüberschüsse sinnvoll verwerten liessen. Die Idee dazu war keineswegs neu. Schon der Automobil-Pionier Henry Ford dachte bei der Entwicklung seines legendären Ford Modell T ursprünglich an mit biologischem Kraftstoff betriebene Fahrzeuge. Erst der Markt mit niedrigen Ölpreisen und der Druck der einheimischen Ölindustrie liess aus den Autos schliesslich Benziner werden.

Die späteren Forschungen führten dann wieder zu reinem Bio-Kraftstoff E100 und verschiedenen Mischungen mit normalem Benzin von E5 bis E85, wobei die Zahl jeweils den prozentualen Ethanol-Gehalt angibt. Praxistests zeigten allerdings schnell, dass hochkonzentrierte Ethanol-Mischungen für normale Benzinmotoren das schnelle Aus bedeuten. Es lösen sich Gummidichtungen auf, der Durchsatz der Einspritzdüsen passt nicht und bei Aussentemperaturen von weniger als 15 Grad Celsius wird der Treibstoff vom kalten Motor nach dem Anlassen nur unzureichend verbrannt. Ganz einfach zusammengefasst: Für hochprozentigen Ethanol-Kraftstoff müssen Motoren umfangreich modifiziert werden. Trotzdem verbrauchen sie hinterher noch rund ein Drittel mehr Kraftstoff mit Sorten wie E85 oder E100 als mit Bleifrei oder Super 95.

Einführung von E10

Mit solchen Erfahrungen und Testergebnissen war schnell klar: Auf kurze Sicht kann ein grossflächiger Umstieg auf den Bio-Kraftstoff nicht funktionieren. Gleichzeitig zeigte sich aber auch, dass Mischungen mit einem kleinen Ethanol-Anteil wie E5 oder E10 durchaus funktionieren konnten, ohne die Motoren der Fahrzeuge zu schädigen. Erst bei Beimischungen von 10 bis 30 Prozent zeigte sich manches Auto anfällig.

Der Kraftstoff E5 oder Super, in der Schweiz Bleifrei 95, andernorts Euro95 oder Eurosuper, wurde anschliessend schnell eingeführt, um damit frühe Klima-Ziele leichter erreichbar zu machen. Der klassische Benzin-Kraftstoff verschwand parallel an immer mehr Tankstellen in Europa, während durch die unterschiedlichen Deklarierungen zugleich die Unsicherheit an den Tanksäulen stieg – besonders für Autofahrer, die ihr Heimatland verliessen und im benachbarten Ausland zu anderen Kraftstoffbezeichnungen als den heimischen an die Zapfsäulen fuhren.

Diese Unsicherheit hat sich noch einmal vergrössert, seit im Jahr 2011 europaweit die Kraftstoff-Variante E10 eingeführt wurde. Dies passierte nach EU-Beschlüssen, die den Anteil erneuerbarer Energien weiter stärken und Europa den gesteckten Klima-Zielen näherbringen sollten. Die Schweiz schloss sich diesem Umstieg nicht an. Das hatte mehrere Gründe:

  • Nur wenige Fahrzeuge waren zu dieser Zeit von den Herstellern ausdrücklich für eine Betankung mit E10 freigegeben.
  • Die Umstellung bedeutete für alle Tankstellen hohe Investitionen bis in einen fünfstelligen Franken-Bereich.
  • In seiner Energie- oder Umweltbilanz war und ist E10 höchst umstritten.
  • E10 traf von Beginn an nur auf wenig Nachfrage bei den Autofahrern.

E10 heute

In Frankreich, das den Bio-Sprit schon vorher eingeführt hatte, zeigte sich das schnell. Andere Länder – beispielsweise Deutschland – ticken hier bis heute ganz ähnlich: E10 wird dort kaum getankt und erreichte in den vergangenen Jahren gerade einmal Marktanteile von knapp über 10 Prozent. Offensichtlich konnte nicht einmal der Preisvorteil von vier bis fünf Cent oder Rappen die durchaus preissensiblen deutschen Autofahrer überzeugen. Anfang 2020 stellte sich die Situation dann sogar noch ganz anders dar: Seit Jahresbeginn müssen höhere Quoten mit Beimischung von inzwischen teurem Bioethanol erfüllt werden. Damit ist das ohnehin ungeliebte E10 so teuer geworden wie normales Super.

Für die zukünftige Nachfrage nach dem Kraftstoff verspricht das wenig Gutes. Ausserdem liegen mittlerweile Langzeiterfahrungen mit vielen Fabrikaten und Modellen vor, die die Unterschiede beim Kraftstoffverbrauch ausführlicher darstellen als noch die ersten Erkenntnisse bei der E10-Einführung vor knapp einem Jahrzehnt: Mit E10-Kraftstoff fällt der Verbrauch in aller Regel um ein paar Prozentpunkte höher aus.

Wie es mit Bioethanol weitergeht

Die Schweiz setzte auch mit Jahresbeginn 2020 nicht auf eine E10-Einführung. Normales bleifreies Benzin beziehungsweise Super darf unverändert maximal einen 5-prozentigen Ethanol-Anteil enthalten und Diesel bis zu 7 Prozent Bio-Diesel. Diese Beimischung erfordert keine ausdrückliche Kennzeichnung an den Zapfsäulen. In den umliegenden Ländern hat sich dagegen wieder etwas getan. Denn die EU hat eine Vereinheitlichung der Kraftstoffbezeichnungen beschlossen. Super 95 oder Super Plus 98 sollen nun nur noch einheitlich als E5 geführt werden. Aus Super-E10 wird einfacher E10-Kraftstoff und bei Diesel gibt es jetzt nur noch die Bezeichnungen B7 für normalen Diesel und B10 für Bio-Diesel.

Allgemein galt Anfang 2020, dass weit mehr als 90 Prozent aller aktuellen und älteren Fahrzeuge das E10-Benzin problemlos vertragen. Ob Ihr Fahrzeug dazuzählt, erfahren Sie bei der nächsten Autowerkstatt, Ihrem Vertragshändler oder den Schweizer Automobilclubs. Wenn Sie häufiger im Ausland unterwegs sind, sollten Sie sich dazu dringend informieren. Der zunehmende Druck, Klima-Ziele zu erfüllen, könnte schon bald zu einer E10-Pflicht führen. In den USA beispielsweise ist der Sprit mit Bio-Anteil schon länger ein Quasi-Standard und immer mehr Tankstellen bieten bereits E15-Kraftstoff an.

Vielleicht wollen Sie schon heute Ihr Auto auf E10-Benzin vorbereiten? Oder haben Sie versehentlich E10-Sprit in einen Wagen getankt, der das überhaupt nicht verträgt? Schnelle E10-Hilfe bekommen Sie bei der nächsten Autowerkstatt. Finden Sie eine kompetente Autogarage gleich in Ihrer Nähe hier bei local.ch.

Durchsuchen Sie local.ch nach Autowerkstatt in Ihrer Nähe

Die häufigsten Fragen zu E10

Was ist E10-Sprit?

E10-Treibstoff ist ein Kraftstoff für Otto-Motoren, der bis zu 10 Prozent Beimischung von Ethanol enthalten kann. Diese Beimischung entsteht aus Biomasse oder biologisch abbaubaren Abfällen. Sie ist seit Jahrzehnten erforscht und findet weltweit Anwendung. Die Höhe der Beimischung wird prozentual angegeben. Mindestens 5 Prozent sind immer enthalten. Der Trend geht aber zu einer Beimischung von 10 oder mehr Prozent.

Wie wirkt sich E10-Benzin auf Fahrzeuge aus?

E10 wirkt sich nach den Erkenntnissen von Langzeittests nur minimal auf Fahrzeuge aus. Durchschnittlich wird ein leicht erhöhter Kraftstoffverbrauch festgestellt. Überdurchschnittlich hohe Zahlen von Schäden an den Autos beziehungsweise ihren Motoren lassen sich durch den Kraftstoff nicht feststellen. Erst ab Beimischungen von mehr als 10 Prozent Bio-Kraftstoff entsteht ein Nachrüstungsbedarf für die Motoren.

Wie viel günstiger ist E10-Benzin?

Bisher war es für Schweizer Autofahrer einige Rappen günstiger pro Liter, wenn sie im Ausland E10-Sprit getankt haben. Anfang 2020 hat sich das Blatt gewendet. Zumindest in Deutschland lagen die Preise auf einem ähnlichen Niveau wie dem für normalen Benzin-Kraftstoff beziehungsweise Super. Grundsätzlich lässt sich mit der Wahl für den grosszügig biologisch ergänzten Treibstoff aber oft noch mancher Rappen sparen.

Welche Fahrzeuge können E10-Benzin tanken?

Nach anfänglicher grosser Unsicherheit zu der Verträglichkeit von E10-Treibstoff für die Motoren herrscht heute mehr Sicherheit. Fehlten anfangs noch von den Herstellern Garantien oder Prüfungen für viele ihrer Modelle und Motoren, liegen heute umfangreiche Listen zur Verträglichkeit vor. Über 90 Prozent aller Fahrzeuge sind mittlerweile für die E10-Nutzung von den Herstellern freigegeben.

Weitere Artikel zum Thema

Durchsuchen Sie local.ch nach Autowerkstatt in Ihrer Nähe