Die Sozialphobie

Die Sozialphobie: Eine Volkskrankheit des Informationszeitalters

Stress, Reizüberflutung, Überbelastung und viele weitere Faktoren tragen zur Entwicklung geistiger Erkrankungen bei. Burn-out, Paranoia und Depressionen können sich als Symptome dieser alltäglichen Überforderung ausprägen. Die soziale Phobie ist eine Erkrankung, die sich ebenfalls durch die zunehmende Informationsüberflutung und Alltagsbelastung ausbilden kann. Im Folgenden sollen darum die wichtigsten Anzeichen und Auswirkungen einer sozialen Phobie kurz zusammengefasst werden.
Die Sozialphobie

Die Symptomatik der sozialen Phobie

Die Sozialphobie gehört zur Kategorie der Angststörungen. Personen, die an einer sozialen Phobie leiden, entwickeln typische Symptome einer Angststörung in grösseren Menschengruppen: Zittern, Atemnot, Herzrasen, übermässiges Schwitzen, Panik und viele weitere körperliche Symptome zeigen sich bei den Betroffenen in Situationen mit einer grösseren menschlichen Gesellschaft. Zudem tauchen häufig Probleme im Sprachfluss auf: Auffällige Versprecher, Stottern und Sprachhemmungen erschweren den Betroffenen eine gelassene Kommunikation innerhalb gesellschaftlicher Zusammenkünfte. Zudem kann es zu Störungen der Wahrnehmung kommen: Psychische Symptome wie Derealisation und Depersonalisation beschreiben eine Verfremdung der Realität. Der Betroffene empfindet die Welt um sich herum als falsch und unwahr. Die Realität fühlt sich für den Betroffenen wie eine Illusion oder ein böser Traum an und im zweiten Schritt ist die eigene Persönlichkeit von dieser Verfremdung betroffen: Nicht mehr bloss die Welt um den Betroffenen herum wird als falsch wahrgenommen, sondern ebenso die eigene Persönlichkeit. Somit verschwindet für den Erkrankten jede Möglichkeit der Distanzierung und des Rückzugs in den unangenehmen Situationen.

Folgen und Auswirkungen der Krankheit

Als Folge der beschriebenen Symptomatik meiden Betroffene den Aufenthalt in grösseren Menschenmassen. Der unbehandelte Krankheitsverlauf drängt Personen mit einer sozialen Phobie immer weiter in die Isolation, was wiederum zu weiteren Symptomen wie Depressionen führen kann. Da die Isolation für Menschen ebenfalls eine Belastungssituation darstellt, gibt es für Betroffene ohne sachgerechte Behandlung keinen vernünftigen Ausweg: Der Aufenthalt zwischen Menschen wird als Belastung wahrgenommen, die Abkehr von den Menschen führt zu Situationen der Einsamkeit und somit ebenfalls zur Belastung. Besonders schlimm werden diese Situationen, wenn sich die Symptomatik so stark ausprägt, dass selbst der Arztbesuch oder die Teilnahme an einer Psychotherapie Herausforderungen darstellen.
Viele Betroffene nehmen in diesen nahezu ausweglosen Situationen die Selbstmedikation vor: Alkoholabusus, Abhängigkeit von Schlaf- und Beruhigungstabletten oder anderen Drogen sind Folgen einer Selbstmedikation, die für kurze Zeit zur Beruhigung und Linderung der Störungen führt.
Ohne sachgerechte Behandlung wird das gesellschaftliche Leben der Betroffenen stark eingeschränkt: Die Arbeitsbedingungen zwischen anderen Menschen werden als unerträglich wahrgenommen, Aufstiegschancen sind nur noch selten vorhanden und erscheinen Betroffenen vollkommen irrelevant. Ein Teufelskreis der Frustration generiert sich, steigert die Symptomatik und macht das gesellschaftliche Leben nach einiger Zeit vollkommen unmöglich.

Ursachen einer Sozialphobie

Die Ausprägung einer sozialen Phobie wird durch verschiedene Faktoren bedingt: In den biologischen Fachbereichen konnte besonders die Zwillingsforschung nachweisen, dass genetische Dispositionen als Mitverursacher der Erkrankung in Betracht kommen. So entsteht die soziale Phobie bei einem Zwilling mit einer Wahrscheinlichkeit von 30-50 %, wenn der andere Zwilling betroffen ist. Im psychologischen Bereich werden für die soziale Phobie gleich mehrere Erklärungsmuster angeboten: Im Vordergrund steht hier vor allem ein schlechtes Selbstwertgefühl. Da sich die soziale Phobie weniger durch die Angst vor Gruppen und mehr durch die Angst, von den Gruppen schlecht bewertet zu werden, auszeichnet, scheint es nur folgerichtig zu sein, dass das Gefühl der eigenen Minderwertigkeit eine Grundvoraussetzung dieser Erkrankung ist. Da sich die soziale Phobie nur schlecht von anderen Angstzuständen abgrenzen lässt, sind immer wieder Überschneidungen mit anderen Ängsten zu beobachten: Die Schamangst ist in der Psychologie eine ganz allgemeine Angst vor der persönlichen Abwertung durch andere. Das sich diese Angst in Gegenwart von vielen Personen stärker manifestiert als in Gegenwart von einzelnen, scheint eine logische Konsequenz zu sein. Die Schamangst von der sozialen Angststörung eindeutig abzugrenzen, kann durch die zahlreichen Überschneidungen der Symptomatik nicht gewährleistet werden und letzten Endes darf nicht vergessen werden, dass die Sprache hinsichtlich Erkrankungen immer nur beschreibend und nicht bestimmend ist.

Diagnose und Behandlung einer Sozialphobie

Für eine klare Diagnose müssen eindeutige Symptome vorliegen und erkannt werden: Als Hauptkriterium muss vom Mediziner entweder eine deutliche Furcht vor der Aufmerksamkeit von Gruppen beim Betroffenen beobachtet werden oder aber eine ganz offensichtliche Vermeidung von Aufmerksamkeit grösserer Menschengruppen beim Betroffenen vorhanden sein.
Zudem müssen vom Patienten zwei typische Symptome der Sozialphobie aus den Bereichen der vegetativen Symptomatik (erhöhte Herzfrequenz, Herzklopfen, Schweissausbrüche, Mundtrockenheit, Tremor) und psychischen Symptomatik (Unsicherheit, Gefühl von Schwindel, Angst vor Kontrollverlust, Derealisations- oder Depersonalisationsgefühle, Schwäche oder Benommenheit) und der allgemeinen Symptomatik (Kribbelgefühle, Kälteschauer, Gefühllosigkeit) vorhanden sein.
Zur Besserung des Krankheitsverlaufs bieten sich medikamentöse Behandlungsmethoden und die Psychotherapie an: Eine medikamentöse Behandlung kann vor allem durch Antidepressiva bewerkstelligt werden. Hierbei zeigen insbesondere Wiederaufnahmehemmer von Serotonin wie Paroxetin einen positiven Effekt. Da sich die Hemmung der Serotonin-Aufnahme auf die bestehende Symptomatik auswirkt, wundert es nicht, dass die Blockade der Monoaminooxidase mittels MAO-Hemmern den Krankheitsverlauf der sozialen Phobie günstig beeinflusst. Insbesondere mit Phenelzin konnten hier ebenfalls positive Ergebnisse erzielt werden.
In der Psychotherapie wird vor allem die kognitive Verhaltenstherapie zur Behandlung der sozialen Phobie angewendet: Bei dieser Therapie wird der Patient dazu angeleitet, das negative Bewertungsmuster zu ändern, um ein besseres Selbst- und Weltbild aufzubauen. Negative Grundüberzeugungen und Bewertungsmuster können durch die kognitive Verhaltenstherapie umgewandelt werden. Mit einem positiven Selbstbild und einer ausgeglicheneren Wahrnehmung der Aussenwelt kann der sozialen Phobie durch Psychotherapie gezielt entgegengewirkt werden.

Ohne professionelle Hilfe von aussen stehen die Heilungschancen schlecht, lassen Sie es darum besser gar nicht so weit kommen und suchen Sie schon bei Verdacht einen Ansprechpartner auf. Adressen in Ihrer Nähe finden Sie auf local.ch.

Die wichtigsten Fragen zur sozialen Phobie

Durchsuchen Sie local.ch nach einem Psychologen in Ihrer Nähe
</p

Wie kann ich der sozialen Phobie entgegenwirken?

Die menschliche Gesellschaft besteht nicht nur aus Gesellschaftsmenschen, eine soziale Phobie ist dagegen für alle hinderlich. Es werden darum zahlreiche Angebote zur Verfügung gestellt, um Personen, die an einer Sozialphobie leiden, Hile leisten zu können: Allgemeinmediziner, Psychiater, Psychotherapie, Einrichtungen zur Lebenshilfe und viele weitere Ansprechpartner helfen Ihnen bei der Problemlösung. Sie sind also mit einer sozialen Phobie nicht allein.

Wie kann ich eine Sozialphobie mit einer Therapie besiegen?

Wenn Sie aufgrund einer fortgeschrittenen Sozialphobie nicht mehr dazu in der Lage sind, eine Arztpraxis aufzusuchen oder sich in ein Wartezimmer zu begeben, so gibt es verschiedene Optionen, die sie nutzen können, um trotzdem zum Arzt zu gelangen: Warten Sie zum Beispiel vor der Praxis und bitten Sie die Arzthelfer mit einem Hinweis auf Ihre Situation, das zu ermöglichen.

Was kann ich tun, wenn meine Phobie so stark ist, dass ich mich nicht mehr auf die Strasse traue?

Ist ihre Phobie so stark, dass Sie nicht mehr die eigenen vier Wände verlassen können, so müssen Sie sich unverzüglich beim Notarzt oder einem ähnlichen ambulanten Dienst melden. Sind Ihre Beschwerden hierfür zu tiefgreifend, so kann als letztes Mittel eine einmalige Selbstmedikation vorgenommen werden, wenn diese es Ihnen ermöglicht, mit der Aussenwelt zu kommunizieren.

Warum wirkt sich eine Selbstmedikation nicht negativ auf meine Diagnose aus?

Ihr zuständiger Allgemeinmediziner oder Psychiater wird die Selbstmedikation nicht als Charaktermangel einschätzen, sondern wertfrei in die Diagnose einfliessen lassen. Der Hinweis auf eine soziale Phobie und die einhergehende Selbstmedikation kann dem Arzt für eine vorläufige Diagnose schon sehr behilflich sein. Achten Sie aber bitte darauf, dass eine kurzzeitige Selbstmedikation nicht zur Regel wird und nutzen Sie die verschriebenen Medikamente.

Weitere Artikel zum Thema

Durchsuchen Sie local.ch nach Psychologe in Ihrer Nähe