Was ist überhaupt ein Nachbarschaftsstreit – und wie kommt es dazu? Der Konflikt zwischen Mitmenschen, die nebeneinander wohnen, hat viele Gründe. Ob unklare Grenzverläufe im Garten, ein lautes Hundebellen, regelmässiges Grillen oder laute Musik, das Zusammenleben ist nicht immer leicht. Schnell schaukeln die Gefühle hoch – insbesondere dann, wenn es in der Vergangenheit schon einmal Probleme gab. Unfaire Anschuldigungen oder Auseinandersetzungen sind die Folge. Manchmal eskaliert der Nachbarstreit sogar bis zu einem Gerichtsprozess.
Doch bevor es so weit kommt, muss einiges passieren. Am besten informieren Sie sich schon beim Einzug in eine neue Liegenschaft über die Hausordnung sowie die Vorschriften der jeweiligen Gemeinde. Indem Sie die Ruhezeiten einhalten, Respekt und Toleranz zeigen und ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis pflegen, ist schon viel gewonnen.
Laut Zivilgesetzbuch müssen bestimmte Lärm-, Licht- und Geruchsemissionen von Nachbarn geduldet werden. Ab Artikel 684 ist festgehalten, dass jedoch übermässige Einwirkungen auf das Eigentum der Mitmenschen zu vermeiden sind. Üble Gerüche, Lärm, Schall, Erschütterungen, Strahlungen und der Entzug von Tageslicht sind verboten.
Allerdings ist der Unterschied zwischen «gerechtfertigtem» und «übermässigem» Verhalten von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Das subjektive Gefühl der einen Partei sieht oft ganz anders aus als das der Nachbarn, und schon beginnen die Nachbarschaftsstreitigkeiten.
Wenn Sie und Ihr Nachbar im Argen miteinander sind, fallen häufig böse Worte. Manchmal kommt es zum lauten Nachbarschaftsstreit, manchmal schwelt der Konflikt vor sich hin. Hilfreich ist zunächst eine persönliche Aussprache. Dies ist die einfachste und beste Variante, wieder eine gemeinsame Linie zu finden. Bitten Sie die betreffende Person um ein Treffen, und zwar am besten mit einem Getränk und am Tisch sitzend, anstatt zwischen Tür und Angel zu reden.
Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Argumente ohne viele Emotionen vorzubringen. Beschränken Sie sich auf ein bestimmtes Thema und erklären Sie, warum dieses ein Problem für Sie ist. Dabei sollten Sie stets davon ausgehen, dass der Nachbar nichts Böses vorhat. Schlagen Sie einen Kompromiss vor und zeigen Sie sich Ihrerseits einsichtig. Eventuelle Abmachungen sollten Sie schriftlich festhalten.
Falls die Aussprache nicht gelingt, können Sie überlegen, eine neutrale Partei als Schlichter einzuschalten. Dies kann ein anderer Nachbar, der Vermieter oder auch ein professioneller Mediator sein. Letzterer ist vor allem in festgefahrenen Situationen ideal, um eine gute Lösung für alle Seiten zu finden. Nehmen Sie Kontakt zur zuständigen Schlichtungsbehörde auf, um sich bei der Mediation unterstützen zu lassen.
Sollte der Nachbarschaftsstreit schon eskaliert sein, ist der Gang vor Gericht die letzte Instanz. Lassen Sie sich von einem Rechtsanwalt dabei unterstützen, die Klage einzureichen. Idealerweise fragen Sie schon früh nach den Kosten – denn wenn Sie nicht Recht erhalten, müssen Sie eventuell zusätzlich die Ausgaben der anderen Partei tragen. Hier kann eine Rechtsschutzversicherung helfen.
Grundsätzlich zahlt in der Schweiz die Person, die ein Gerichtsverfahren verliert, die Gerichtskosten. Die andere Partei erhält Recht und muss damit nichts zahlen. Umso wichtiger ist es, sich früh über die Kosten im Klaren zu sein. Gehen Sie nur dann gerichtlich vor, wenn Sie ganz sicher sind, den Fall gewinnen zu können.
Eine gute Rechtsschutzversicherung zahlt für Sie die Anwaltskosten, die bei einem nachbarschaftlichen Konflikt entstehen können. Dies umfasst in manchen Fällen sogar die Streitmediation. Aber auch hier ist es essenziell, dass Sie alles schriftlich beweisen können. Lassen Sie sich am besten direkt von der Versicherung dazu beraten, ob im Einzelfall Aussicht auf Erfolg besteht.
Ihr Rechtsanwalt sollte ehrlich sein und schon im ersten Beratungsgespräch eine Einschätzung darüber, ob Sie gewinnen können, geben. Falls Sie bei unklarem Ausgang vor das Mietergericht ziehen möchten, sollten Sie Rücklagen haben. Dafür müssen Sie gegebenenfalls die Kosten übernehmen. Beachten Sie zudem, dass der Gerichtsgang das nachbarschaftliche Verhältnis oft unwiderruflich zerstört.
Selbstverständlich ist es am besten, wenn es gar nicht erst zum Konflikt kommt. Geben Sie sich daher von Anfang an Mühe, sich mit den Mitmenschen gut zu verstehen. Dazu gehört vor allem, dass Sie viel Toleranz zeigen und kommunikationsbereit sind. Suchen Sie immer erst das Gespräch und bieten Sie von sich aus Kompromisse an. Freunde und Bekannte können Ihnen eine neutrale Meinung geben und somit neue Lösungsmöglichkeiten öffnen. Dazu kann es gehören, den Nachbarn einfach Recht zu geben.
Berufen Sie sich bei Bedarf auf die Hausordnung oder das geltende Nachbarrecht in Ihrem Kanton. Auch der Vermieter hilft bei Beschwerden. Schon bevor Sie in ein neues Haus oder eine Wohnung ziehen, können Sie sich über die Nachbarschaft dort informieren. Studieren Sie etwa das Protokoll der Mitarbeiterversammlung, stöbern Sie auf sozialen Medien und fragen Sie ein wenig herum, bevor Sie umziehen. So lassen sich konfliktbehaftete Situationen vermeiden.
Noch ein Tipp: Verhalten Sie sich stets so, wie Sie es ebenso von Ihren Nachbarn erwarten. Gehen Sie mit gutem Vorbild voran und lösen Sie Probleme mit Freundlichkeit und einem Lächeln. Auf diese Weise öffnen sich viele Türen.
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Häufig kommt es aufgrund von Lärmbelästigung, Geruchsbelästigung, Grundstücksgrenzen und optischer Gestaltung zum Konfliktgespräch zwischen den Parteien. Auch Grillen sowie ein zu hoher Sichtschutz können Konfliktpunkte sein, ebenso wie ein Trampolin. Überprüfen Sie im Zweifelsfall, was in der Bauordnung der Gemeinde steht. Manchmal ist es zudem ein alter Groll, der sich nur mithilfe von externen Schlichtern lösen lässt.
Ja, die professionelle Schlichtung ist manchmal die beste Möglichkeit für die Konfliktlösung. Dies gilt insbesondere für festgefahrene, ältere Streits, die immer wieder hochkochen. Ähnlich wie in einer Beziehung die Paartherapie zum Einsatz kommt, hilft die Streitmediation dabei, eine neutrale Instanz hinzuziehen. Treten Sie ein paar Schritte zurück, um einander Raum zu geben und gemeinsam eine gute Lösung zu finden.
Eine Rechtsschutzversicherung kann in einigen Fällen die Streitkosten übernehmen. Jedoch sollten Sie sich bemühen, eine Eskalation mit dem Gerichtsgang zu vermeiden. Dokumentieren Sie den Nachbarstreit gut, um der Versicherung im Fall der Fälle beweisen zu können, warum Sie im Recht sind. Lassen Sie sich zudem ausführlich beraten, bevor Sie eine Klage aussprechen. Familieninterne Beratungen vorab sind sinnvoll.
Für die Nachbarschaft gilt, dass Sie sich so verhalten, wie Sie es sich ebenso von den Mitmenschen wünschen. Seien Sie respektvoll und kündigen Sie Störungen, die sich nicht vermeiden lassen, freundlich an. Zugleich sollten Sie Toleranz zeigen, etwa bei schreienden Babys oder einem Grillfest im Nachbargarten. Im Fall von Konflikten ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren.
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