Nachschusspflicht

Das ist eine Nachschusspflicht

Im Finanzwesen und im Gesellschaftsrecht ist die Nachschusspflicht ein fester Begriff. Es handelt sich hierbei um zusätzliche Geldleistungen von Investoren und Gesellschaftern. Diese Geldleistungen dienen entweder der Erhöhung des Gesellschaftskapitals oder dem Verlustausgleich. Verschiedene Ursachen können für das Auslösen einer Nachschussverpflichtung verantwortlich sein:
  • Investitionen
  • Überschuldung
  • Liquiditätsprobleme
  • Zahlungsunfähigkeit
Wann und für wen sie relevant ist, ist nachstehend zusammengestellt. Unterschieden werden die beschränkte und die unbeschränkte Nachschusspflicht.
Nachschusspflicht

Die Regelungen zur Nachschusspflicht im Gesellschaftsrecht und im Finanzwesen

Bei einer Genossenschaft oder einer Gesellschaft kann es durch unterschiedliche Rechtsquellen zum Fall der Pflicht eines Nachschusses kommen. Auch im Finanzwesen kennt man den Begriff Nachschussverpflichtung. Dabei hat der Begriff im Finanzwesen und im Gesellschaftsrecht eine unterschiedliche Bedeutung.

Die Regeln zum Nachschuss im Gesellschaftsrecht

Das Gesellschaftsrecht kennt zwei Arten:
  • beschränkte Nachschusspflicht
  • unbeschränkte Nachschusspflicht
Grundsätzlich geht es um die Aufgabe eines Gesellschafters oder eines Genossenschaft-Mitglieds, das bereits bestehende Kapital einer Gesellschaft unter bestimmten Voraussetzungen anteilig zu erhöhen. Dies kann zum Beispiel bei geplanten Investitionen der Fall sein. Alternativ kann es dabei um die Haftbarkeit entstandener Verluste gehen. Rechtsgrundlage für eine solche Zahlung kann ein:
  • Gesetz,
  • Vertrag oder
  • eine Satzung sein.

Die beschränkte Nachschusspflicht im Gesellschaftsrecht

Die Gründe für Nachschüsse auf das Gesellschaftskapital können unterschiedlicher Art sein. Allen gemein ist ein Kapitalbedarf der Gesellschaft. Dies kann eine geplante Expansion sein aber ebenso eine finanzielle Notlage. Im Unterschied zu einer unbeschränkten Nachschusspflicht ist bei einer beschränkten Forderung der Höchstbetrag des Nachschusses begrenzt. Dieser wird auf der Grundlage zweier Aspekte ermittelt:

  • Höhe des Fehlbetrages
  • Höhe der Geschäftsanteile
Individuell ergeben sich damit ganz unterschiedliche Zahlungen.

Folgen nicht nachgekommener Nachschusspflichten im Gesellschaftsrecht

Kommt ein Gesellschafter den beschränkten Nachschusspflichten nicht nach, kann ihm die Kaduzierung drohen. Kaduzierung bedeutet, dass ein Anteilseigner zwangsausgeschlossen wird. Dazu muss der Betrag des Nachschusses säumig und eine entsprechende Nachfrist ohne Erfolg verstrichen sein. Bei der Kaduzierung werden die Anteile für verlustig erklärt.

Die unbeschränkte Nachschusspflicht im Gesellschaftsrecht

Bei dieser Variante steht die Höhe des erforderlichen Nachschusses nicht oder noch nicht fest. Hier kann der Anteilseigner vom Abandonsrecht Gebrauch machen. Danach kann er seinen Anteil zur Verfügung stellen, wenn er der Nachschusspflicht nicht nachkommen will oder nicht nachkommen kann. Diese Erklärung muss er innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe der Nachschussverpflichtung abgeben.

Nachschusspflichten bei Genossenschaftsanteilen

Die beschränkte und unbeschränkte Nachschussverpflichtung ist bei Genossenschaftsanteilen bekannt. Die Regelungen dazu ähneln den der beschränkten und unbeschränkten Nachschussverpflichtung für Gesellschaften. Insbesondere für den Fall der Insolvenz sind die Genossenschaftsmitglieder verpflichtet, über die Geschäftsanteile oder den Geschäftsanteil hinaus, Nachschüsse zu leisten. Damit sollen die Ansprüche der Gläubiger ausgeglichen werden.

Nachschussverpflichtung bei Versicherungsvereinen

Eine andere Art der Nachschussverpflichtung ist bei Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit oder Öffentlich-rechtlichen Versicherungen bekannt. Hier müssen die Mitglieder zusätzliche Leistungen erbringen, soweit dies in der Vereinssatzung festgelegt wurde. Die Vereinssatzung bestimmt die Voraussetzungen, den Umfang und die Art der Einziehung der Nachschussverpflichtung. Diese ist in ihrer Art und Form einer Erhöhung der Mitgliedsbeiträge vergleichbar.

Nachversicherungsrechte beim Absenken der Beleihungsgrenze

Im Finanzwesen gibt es ebenfalls entsprechende Verpflichtungen. Das Limit eines Kredits hängt ursächlich mit der Beleihungsgrenze zusammen. Diese kann zum Beispiel durch Kursschwankungen der beliehenen Wertpapiere sinken. Verursachen die Kursschwankungen das Sinken der Beleihungsgrenze und damit die Verringerung vom Kreditlimit, wird die Nachschussverpflichtung ausgelöst. In der Folge ist der Kreditnehmer gehalten, weitere Wertpapiere zur Verpfändung oder Beleihung zu bringen, damit die Beleihungsgrenze dem Kreditlimit angepasst wird. Es ist daher sinnvoll, für einen solchen Fall vorzusorgen, wenn er drohen könnte.

Kündigungsrechte bei Nichteinhaltung

Kommt der Kreditnehmer diesem Verlangen nicht oder nicht ausreichend nach, sind per se Kündigungsrechte ausgelöst. In der Folge kann der Kreditgeber entsprechende Handlungen vornehmen.

Nachschussverpflichtung bei der Spekulation mit Derivaten

Derivate nennt man im Finanzwesen folgende Geschäfte:

  • Differenzgeschäfte
  • Terminkontrakte
  • Swapgeschäfte
  • Optionen
Bei diesen Geschäften hat der Trader ein hohes Kursänderungsrisiko zu kompensieren. Das resultiert aus dem Umstand, dass am Anfang weniger Kapital eingesetzt werden muss, als bei der Realisierung möglicherweise erforderlich wird. Dies nennt man Hebelwirkung. Die Gewinnmöglichkeiten sind entsprechend hoch. Dies gilt ebenso für das Risiko. Verliert also der Anleger bei einem solchem Geschäft mehr Geld, als bei dem Depot vorhanden ist, muss er die Differenz ausgleichen. Diese Differenz nennt man Margin.

Wann ist eine Nachschussverpflichtung ausgeschlossen?

Nicht jedes Geschäft unterliegt der Nachschussverpflichtung. Nachstehend haben wir die wichtigsten Konstellationen aufgeführt, bei denen die Beteiligten nicht angehalten sind, zusätzliches Kapital einzubringen.

Keine Nachschussverpflichtung bei Aktiengesellschaften

Bei Aktiengesellschaften ist keine Nachschussverpflichtung bekannt. Die Aktionäre sind nicht angehalten, weiteres Eigenkapital in die Aktiengesellschaft einzubringen. Die Aktionäre haften ausschliesslich mit ihrem bereits getätigten Einsatz im Rahmen ihrer Aktienbeteiligung.

Ausschluss der Nachschussverpflichtung bei OHG und KG

Handelt es sich bei der Gesellschaft um eine OHG oder eine Kommanditgesellschaft, besteht ebenfalls keine Nachschussverpflichtung. Bei Personengesellschaften hat der Gesetzgeber nicht vorgesehen, dass höherer Beiträge in das Gesellschaftskapital einzubringen sind.

Weitere Fälle des Ausschlusses einer Nachschussverpflichtung

Auch bei den folgenden Konstellationen besteht keine Nachzahlungsverpflichtung:
  • geschlossenes Investmentvermögen
  • Vermögensanlagen im Inland
Handelt es sich um ein geschlossenes Investmentvermögen, ist das Verlangen in Form von Nachschüssen durch Gesetz ausgeschlossen. Handelt es sich um ein älteres Kapitalvermögen, könnten Nachschussforderungen über einen Gesellschaftsvertrag vereinbart worden sein.
Ebenfalls keine Nachschusspflichten gelten für Vermögensanlagen im Inland. Ein Beispiel ist das Crowdinvesting für Immobilien als sogenanntes Nachrangdarlehen. Bei einem solchen Geschäft stellt der Anleger dem Emittenten durch das nachrangige Darlehen fremdes Kapital mit eigenkapitalähnlicher Gewährleistung zur Verfügung.

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Häufige Fragen zum Thema Nachschusspflicht

Gibt es eine Nachschussverpflichtung im Finanzwesen?

Die Nachschussverpflichtung ist im Finanzwesen ein wichtiger Begriff. Sie kommt bei den Effektlombardkrediten vor. Hier ist ein Kreditnehmer in der Schuld, weitere Wertpapiere oder Bargeld einzubringen. Diese dienen der Kreditsicherheit, sobald die Beleihungsgrenze der Sicherheiten unterhalb der Inanspruchnahme eines Kredites fällt. Das kann durch verschiedene Effekte, insbesondere Kursschwankungen, ausgelöst werden.

Was ist ein Effektlombardkredit?

Bei einem sogenannten Effektenlombardkredit handelt es sich um eine Unterform des Lombardkredits. Wie der Name bereits andeutet, ist das Darlehen bei einem Effektenlombardkredit vorrangig auf die Verpfändung von Effekten ausgerichtet und spezialisiert. In der Regel wird ein Effektlombardkredit ausschliesslich für die Vorfinanzierung von Wertpapiergeschäften verwendet. Kreditnehmer sind hier typischerweise Verbraucher.

Worauf müssen Verbraucher achten?

Wer als Anleger tätig wird, muss darauf achten, in welcher Höhe eine Haftung für entstandene Kursverluste festgelegt wird. Anleger sollten sich im eigenen Interesse mit den Produktinformationen, der AGB und den Handelsbedingungen sorgfältig auseinandersetzen. Letztlich kann eine Nachschussverpflichtung schnell zu einer finanziellen Überforderung führen. Die Anbieter von Finanzprodukten sind angehalten, eventuelle Nachschusspflichten als Risiko zu deklarieren.

Wie hoch ist die Nachschussverpflichtung?

Die Höhe hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Sie wird immer individuell ermittelt. Verbraucher, Anleger und Gesellschafter sollten daher vorab gut kalkulieren und prüfen, ob eventuelle Zahlungen fällig werden können. Es gibt allerdings ebenso verschiedene Bereiche, die von dieser Verpflichtung ganz befreit sind, sodass hier keine Probleme auftauchen.

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