Kletterausrüstung

Schuhe, Gurte, Karabiner: Was gehört alles zur Kletterausrüstung?

In der Kletterhalle ist alles ganz einfach: Reingehen, relevante Ausrüstung ausleihen, fertig. Anders sieht es in der Natur aus – hier muss alles mitgebracht werden. Aber was braucht man eigentlich genau? Von A wie Abseilen bis Z wie Zubehör lesen Sie hier alle wichtigen Ausrüstungsgegenstände. Spoiler: Die Kletterschuhe sind besonders wichtig!
Kletterausrüstung

Die richtige Ausrüstung: Sicherheit und Komfort

Eigentlich ist Klettern der ideale Sport im Urlaub: Ein paar Felsen oder Bäume gibt es überall. Vor allem im Gebirge ist es extrem wichtig, die Sicherheit zu beachten. Und die wird immer trickreicher, je höher es hinaus geht. Was in der Kletterhalle noch relativ einfach aussieht (von den Bäumen im grosselterlichen Garten der Kindheit ganz zu schweigen), ist im alpinen Bereich schon eine andere Nummer.

Schauen Sie sich im Internet oder im Fachhandel vor Ort um, werden Sie von der schieren Menge der Ausrüstung sicher überrascht. Es gibt Seile und Seiltaschen, Seilbürsten und vor allem verschiedene Seilstärken überfordern Anfänger. Karabiner zum Sichern von Mensch und Gepäck in allen möglichen Formen und Farben kommen dazu. Klettergurte, Sicherungsgeräte, Helme, Handschuhe und sogar Hautcreme speziell für Kletternde scheinen unbedingt nötig zu sein. T-Shirts, Hosen, Socken und Schuhe sollen für Komfort sorgen. Braucht man das alles? Es kommt darauf an. Und worauf es ankommt, lesen Sie hier.

Punkt 1: Die Sicherheit

Klettern ist lange Zeit als Risikosport wahrgenommen worden. Das hat mit den Pionieren der Kletterszene zu tun. Die grossen Entdecker und Eroberer (tatsächlich mehr Männer als Frauen) machten sich in den 1960er und 1970er Jahren oft nur mit Seilen über der Schulter auf den Weg und eroberten die Gipfel der Alpen. In heldenhaften Erstbesteigungen turnten die Solisten senkrechte Felswände hinauf, arbeiteten sich durch Schluchten in ungeahnte Höhen – und stürzten auch hin und wieder.

Seitdem hat sich der Klettersport zu einem Massenphänomen entwickelt. Sicherheitsgeprüfte Seile und sogenannte Sicherungsgeräte, ausgefuchste doppelt sichere Karabiner und stabile Gurte sorgen heute genauso für Sicherheit wie die entsprechenden Kurse in Sportzentren und bei den Bergsportvereinen. Den einsamen Kletterer, der nur mit einem Seil und einem fotografierenden Freund im Schlepptau tagelang durch die Berge turnt, den gibt es fast nicht mehr.

Zur Sicherheitsausrüstung gehören:

  • ein Klettergurt, der gut sitzt (Hüftgurt reicht, Brustgurt ist nur bei instabiler Rumpfmuskulatur nötig)
  • ein geeignetes und entsprechend geprüftes Seil von etwa 9,8 bis 11 mm Durchmesser und der erforderlichen Länge
  • ein halbautomatisches Sicherungsgerät (für Anfänger nach Einführung leicht zu handhaben, erfahrene Kletternde kennen die entsprechenden Sicherheitsknoten)
  • Kletterhelme an allen Orten, an denen es möglicherweise Steinschlag geben könnte
  • Kletterschuhe, die auch bei unzureichender Technik Halt im Fels bieten
  • möglicherweise ein Crashpad zum Schutz bei Stürzen

Punkt 2: Der Komfort

Ohne Sicherheit geht gar nichts und ohne Komfort macht es keinen Spass. Deshalb muss es etwas Luxus sein. Das bedeutet: Spezielle Kletterkleidung ist nötig. Diese Kleidung besteht normalerweise aus festen Stoffen, die den Körper bei Kontakt mit dem Felsen schützen. Dünne Leggings aus weichem Jersey sind ungeeignet, feste Jeans ebenfalls. Klettern geht mit teils expansiven Bewegungen einher – die Kleidung sollte also weit genug geschnitten sein. Und das ist bei Kletterhosen der Fall. Oft bestehen sie aus festen Leinen- oder Jeansstoffen, haben viele Taschen und sind an den Knien verstärkt.

Eine spezielle Jacke oder ein Shirt muss es dagegen nicht sein, lange Ärmel sind gegen Kratzer insgesamt ausreichend. Die Arme und der Oberkörper haben in der Regel beim Kontakt mit dem Felsen weniger Wucht. Oberteile aus der Klettermode unterscheiden sich in Schnitt und Material deshalb kaum von anderen sportlichen Shirts, vom Design abgesehen.

Spezielle Schuhe sind ebenfalls eine Frage des Komforts. Oft bekommen Anfänger und Anfängerinnen erzählt, dass gute Kletterschuhe eng sitzen und zu klein sein müssen. Das ist Unsinn. Gute Schuhe zum Klettern und Bouldern müssen einen ganzen Tag lang im Fels bequem sein und dem Fuss Halt geben. Mehr nicht. Ob die Schuhe aus Leder oder einem synthetischen Material bestehen, ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass die Gummisohle seitlich und an den Zehen ein Stück nach oben gezogen ist und den Fuss somit schützt. Diese Schuhe geben Halt und fühlen sich gut an.

Noch mehr Komfort geben spezielle nährende Hautcremes, die zerschundene und zerkratzte Hände abends pflegen. Die einschlägigen Rezepturen enthalten häufig Tocopherol und verschiedene pflanzliche Öle, manchmal auch Bienenwachs. Überlebenswichtig ist so eine Creme nicht – aber sie kann den Spass am Kletterurlaub länger erhalten beziehungsweise die Haut an den Händen retten.

Bouldern ist Klettern auf Absprunghöhe

Der Unterschied zwischen Bouldern und Klettern ist mit Blick auf die Kletterausrüstung wichtig: Beim Bouldern bewegt man sich durch Felsenlandschaften, die mit maximal vier Metern Höhe eher übersichtlich gestaltet sind. Seile, Sicherungsgeräte und Gurte sind hier nicht nötig, auf den Helm verzichten Boulderer in der Regel auch. Dafür wird nicht nur in der Vertikalen geklettert, sondern ebenso im Überhang, durch Spalten und über viele Felsen nacheinander. Boulderschuhe sehen grob aus wie die Schuhe zum Klettern, sind aber häufig durch die speziell geformte Sohle beim Laufen unbequem.

Besonders wichtig beim Bouldern: Das Crashpad. Die zusammenfaltbaren, dünnen Matten bieten einzeln eine Fallfläche von etwa einem Quadratmeter. Das ist nicht viel und komfortabel ist es auch nicht. Aber so ein Crashpad kann Leben retten. Je nach Ausrichtung der Felsen lohnt es, zwei oder drei der Pads mitzuschleppen.

Checkliste: Kletterausrüstung in acht Punkten erklärt

  • Seile und Seiltasche für den Transport: Nur an höheren Wänden und in den Bergen
  • Sicherungsgeräte, Materialkarabiner oder Sicherungskarabiner: Nur an höheren Wänden und in den Bergen
  • Klettergurte: Immer dann, wenn man mit dem Seil und dem Sicherungsgerät arbeitet
  • Kletterhelm: Überall da, wo Steinschlag droht
  • Kletter- oder Boulderschuhe: Unbedingt, und zwar so bequem wie möglich
  • Handcreme: Als Retter in der Not grundsätzlich wichtig
  • Kletterhosen: Immer sinnvoll
  • Klettersocken, -shirts, -beanies und andere Kleidungsstücke: Für das Gefühl, dazuzugehören (ansonsten unnötig)

Das ist nur eine kurze Einführung in die Thematik. Bevor es wirklich in den Felsen oder in die Berge geht, sollten Sie unbedingt Kontakt mit Experten aufnehmen! Die Bergsportvereine, ausgebildete Bergführer/-innen sowie die einschlägigen lokalen Fachhändler helfen Ihnen gerne weiter. Die passende Auswahl an Spezialisten gibt es bei local.ch.

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Die häufigsten Fragen zur Kletterausrüstung

Was kostet eine vollständige Kletterausrüstung?

Bei guter Qualität kostet die komplette Ausrüstung für alpines Klettern wenigstens 1.600 Franken. Kostenintensiver geht es hier immer. Allerdings kommt es bei den Kosten unter anderem darauf an, was genau Sie benötigen und ob Sie sich alleine oder auch den Partner (den Sie zum Sichern brauchen) ausrüsten. Passend für Gruppen und sportliche Familien gibt es günstige Sets zu kaufen.

Welche Basics gehören zur Kletterausrüstung?

Die Grundausstattung besteht aus Schuhen, Gurt, Helm, Seilen und Sicherungsgerät sowie für die Fortgeschrittenen Expressschlingen, Bandschlingen, Material- und Sicherungskarabiner. Dazu kommt die Seiltasche, eine Tasche für die Schlingen und anderes Material und eine Seilbürste. In einigen Gegenden ist die Nutzung von Chalk (Magnesia) für mehr Halt erlaubt, in anderen hingegen nicht.

Welche Kletterausrüstung brauche ich beim Bouldern?

Beim Bouldern sind Gurte, Seile und Sicherungsgeräte sowie die respektiven Gegenstände für Reinigung und Transport nicht nötig. Stattdessen benötigen Sie ein bis zwei Crashpads, falls Sie beim Klettern in den Felsen abstürzen. Bouldern ist technisch anspruchsvoll und viel kräftezehrender als alpines Klettern, aber auch sehr beliebt. Denken Sie an Kletterhosen und -schuhe sowie das Chalkbag, sofern erlaubt.

Welche Kletterkarabiner benutze ich wofür?

Bei der Absturzsicherung dürfen Sie nur Sicherungskarabiner verwenden, die der Norm EN 12275 entsprechen. Geschlossen halten diese Teile in Längsrichtung wenigstens 20 kN aus, bei Querbelastung sind es 7 kN. Und selbst in geöffnetem Zustand sollten die Basiskarabiner noch 6-7 kN halten. Alles andere ist ein Materialkarabiner und nicht sicher.

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