Fest steht: Wer unter panischer Angst vor dem Zahnarzt leidet, ist nicht allein. Es sind so viele Menschen von dieser Angst betroffen, dass sie sogar eine anerkannte Krankheit im Klassifizierungssystem der WHO (Weltgesundheitsorganisation) darstellt: Die Dentalphobie.
Sie ist ein weitverbreitetes Phänomen. Studien besagen, dass circa jeder achte Patient von Zahnarztangst betroffen ist. Die gute Nachricht: Den meisten Patienten kann sehr gut geholfen werden.
Der Grund für die Dentalphobie kann in einem traumatischen Erlebnis in Zusammenhang mit einem früheren Zahnarztbesuch liegen. Möglicherweise wurden schlechte Erfahrungen während der Behandlung gemacht: Es kam vielleicht zu starken Schmerzen trotz Betäubung, der Zahnarzt war zu wenig einfühlsam oder psychologisch „ungeschickt“, das Ergebnis der Behandlung war nicht zufriedenstellend usw.
Ängste können aber ebenso übertragen werden, wenn Kinder beispielsweise von klein an erfahren, dass ihre Eltern schlimme Angst vor jedem Zahnarztbesuch haben, so können sie diese Ängste verinnerlichen und selbst eine Dentalphobie entwickeln. Manchmal reichen schon „Schauergeschichten“ anderer Menschen über furchtbare Zahnarzterfahrungen aus, um Angst entstehen zu lassen.
Nicht immer steht die Ursache der Erkrankung in direktem Zusammenhang mit dem Zahnarzt. Auch andere traumatische Erlebnisse wie ein Unfall, sexueller Missbrauch oder sonstige Gewalterfahrungen können Ängste auslösen.
Der erste Schritt, um die Angst vor dem Zahnarztbesuch in den Griff zu bekommen und Ihre Zähne gesund zu erhalten, ist sich einzugestehen, dass ein Problem da ist und sich Hilfe zu suchen. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten.Therapeutische Hilfe Manche Menschen versetzt bereits der Gedanke an einen Zahnarztbesuch in Panik. Es ist ihnen unmöglich, eine Zahnarztpraxis zu betreten, geschweige denn eine zahnärztliche Untersuchung vornehmen zu lassen. Besonders im Fall von akuten Zahnschmerzen ist dies fatal. Dem Patienten bleibt augenscheinlich keine andere Wahl, als die Schmerzen auf eigene Faust zu bekämpfen. Nicht selten führt dieses Vermeidungsverhalten zu Schmerzmittelmissbrauch mit Folgeschäden und die Ursache der Zahnschmerzen bleibt bestehen.
Psychologen oder Psychotherapeuten können beispielsweise mit Hilfe der kognitiven Verhaltenstherapie helfen, dem Patienten die Angst vor dem Zahnarzt zu nehmen. Er lernt zunächst, sich seiner Ängste bewusst zu werden und sie anzunehmen. Der „Feind“ bekommt sozusagen ein Gesicht. Im nächsten Schritt geht es darum, zu lernen, die Ängste und Gedanken selbst zu steuern, so dass der Mensch die Macht über seine Gedanken hat und nicht die Angst.
Wenn die Dentalphobie aufgrund traumatischer Erlebnisse besteht, kann es sehr hilfreich sein, mit einer Fachperson darüber zu sprechen und schrittweise daran zu arbeiten.
Spezielle Zahnärzte für AngstpatientenEs gibt Zahnärzte, die im Umgang mit ängstlichen Patienten speziell ausgebildet sind. Sie wissen genau Bescheid, welche Gedanken die Angstpatienten quälen und haben das Wissen, dem mit verschiedenen Methoden entgegenzusteuern. Manchmal kann es schon hilfreich sein, wenn der erste Besuch ohne Untersuchung stattfindet und nur gesprochen und die Angst thematisiert wird. So können sich Zahnarzt und Patient kennenlernen und Vertrauen aufbauen.
Einige Zahnärzte bieten Hypnose gegen Dentalphobie an, die sich als sehr wirkungsvoll erwiesen hat. Zunächst versetzt der Arzt den Patienten in einen leichten Trancezustand und leitet ihn an, die Behandlung erst gar nicht ins Bewusstsein hineinzulassen. Die angstauslösenden Gedanken werden ferngehalten und das Schmerzempfinden herabgesetzt.
Nach ähnlichem Muster wirkt entspannende Musik auf Patienten mit Angst. Durch die Konzentration auf die Musik entspannen sich Körper und Geist und geben den furchterregenden Gedanken keinen Raum. Auch visuelle Ablenkung durch eine Videobrille oder ein entspannendes Bild oberhalb des Behandlungsstuhles können helfen. Für einige Patienten sind entspannende Duftstoffe im Behandlungszimmer eine Wohltat.
Behandlung der Zähne unter VollnarkoseWenn bei einem Patienten mit Dentalphobie eine grössere, komplizierte oder sogar schmerzhafte Behandlung vorgenommen werden muss, kann es im Einzelfall ratsam sein, diese unter Vollnarkose durchzuführen. Manchmal ist das der einzige Weg für den Behandler, um helfen zu können. Jede Narkose ist jedoch mit gewissen Risiken verbunden und sollte daher nur in Kauf genommen werden, wenn es gar nicht anders geht. Gegen die Ursache der Angst hilft eine Vollnarkose nicht, sie bleibt nach dem Eingriff bestehen, wenn nicht anderweitig daran gearbeitet wird.
Alles, was zu Ihrer Entspannung und Ihrem Wohlbefinden beiträgt, ist gut und hilft, Stress und Ängste abzubauen. Diese Tipps beseitigen nicht die Ursache Ihrer Zahnarztangst, aber sie können zu mehr Ausgeglichenheit und innerer Ruhe führen.
Entspannungstechniken: Übungen zur Muskelentspannung oder spezielle Atemtechniken können bei Bedarf auf dem Behandlungsstuhl angewendet werden.
Regelmässige Spaziergänge bei jedem Wetter stärken das Immunsystem, die Ausdauer und gleichen Stress aus.
Mal nichts tun: Klinken Sie sich öfter mal aus, schalten Sie Ihr Handy und alle weiteren möglichen Störfaktoren aus und geniessen Sie es, für 20 Minuten nichts zu tun.
Essen Sie ausgewogen und frisch: Führen Sie Ihrem Körper täglich frische Lebensmittel zu, vermeiden Sie zu viel Zucker und Koffein.
Wenn Sie unter Zahnarztangst leiden, ist es ratsam, wenn Sie sich an einen Zahnarzt wenden, der im Umgang mit Angstpatienten geschult ist und zu dem Sie Vertrauen aufbauen können. Auf local.ch finden Sie Zahnärzte, die sich auf Dentalphobie spezialisiert haben bzw. spezielle Behandlungen anbieten.
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Ja, es gibt Zahnärzte, die sich auf die Behandlung von ängstlichen Patienten spezialisiert haben. Ihnen stehen verschiedene Methoden wie Hypnose, Akupunktur oder spezielle Atemtechniken zur Verfügung, um ihren Patienten eine angstfreie Zahnbehandlung mit allen sonstigen Mitteln der modernen Zahnmedizin zu ermöglichen. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Zahnarzt vertrauen. Erarbeiten Sie sich dieses Vertrauen in kleinen Einzelschritten.
Zahnärztliche Leistungen werden in der Schweiz nicht durch die Krankenkasse abgedeckt. Zusätzliche Leistungen wie Vollnarkose, Hypnose etc. müssen aus eigener Tasche bezahlt werden. Die Kosten variieren je nach Zahnarzt und Dauer bzw. Behandlungsaufwand. Am besten informieren Sie sich direkt beim Zahnarzt Ihres Vertrauens über die möglichen Kosten. Einige Zahnzusatzversicherungen bieten eine Kostenerstattung für Angstpatienten an.
Lachgas ist ein Beruhigungsmittel, das etwas schläfrig macht und zu Benommenheit führt. Es kann sehr gut unterstützend angewendet werden, damit beispielsweise die Angst vor der Betäubungsspritze nicht mehr wahrgenommen wird. Lachgas wird über eine Nasenmaske zugeführt und ist weitgehend nebenwirkungsfrei. Nach Abschluss der Behandlung wird statt Lachgas Sauerstoff gegeben, welcher das Lachgas innerhalb weniger Minuten neutralisiert.
Es gibt keinen Grund, warum Sie sich für Ihre Angst vor dem Zahnarztbesuch schämen sollten. Etwa 60-80 % der Bevölkerung sind der Kontakt mit dem Zahnmediziner unangenehm, bei 12,5 % hat sich eine Zahnarztangst entwickelt. Sie sind also nicht allein mit Ihrem Problem und niemand wird sie auslachen oder Ihnen Vorwürfe machen. Professionelle Hilfe gibt es beim spezialisierten Arzt.
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