Lieferantenkredit

Lieferantenkredit – leicht zu verstehende Materie

Beim Lieferantenkredit übernimmt vorübergehend der Lieferant eine Finanzierung, um den Verkauf beziehungsweise den Absatz von Waren und Erzeugnissen zu fördern. Darüber hinaus sind Lieferantenkredite ein bedeutsames Hilfsmittel, um die Preispolitik zu steuern. Lieferantenkredite gelten als eine typische Zahlweise, die für die Produktion und den Grosshandel sowie für das Baugewerbe und verschiedene Dienstleistungsbranchen bestimmend sind. Einen Einfluss auf die Höhe der Lieferantenkredite nimmt der effektive Zinssatz, errechnet aus dem effektiven Jahreszins.
Lieferantenkredit

Lieferantenkredit und wie Kaufleute damit arbeiten

Die übliche Vorgehensweise beim Einkauf, wie sie Verbraucher im Zusammenhang mit der Rechnung kennen, trifft nicht auf den Lieferantenkredit zu. Hat ein Kunde eine Lieferung bestellt, dann muss die Bezahlung nicht sofort erfolgen, sondern erst zu einem viel späteren Datum. Es handelt sich somit um eine Verschiebung der Zahlungsfrist auf einen zukünftigen Zeitpunkt, sodass der Käufer sein Geld noch behalten kann.
Da es bei Lieferantenkrediten um die Begleichung einer Rechnung aus Warenkäufen im Handel geht, gehören diese zu den Handels- oder Warenkrediten.
Mit Lieferantenkrediten werden ausschliesslich Waren erworben oder in Anspruch genommene Dienstleistungen bezahlt. Damit ist diese Zahlungsart immer an einen Zweck gebunden.

Vorteile von Lieferantenkrediten:

  • Kunde benötigt keine weiteren Sicherheiten ausser der Akzeptanz des Eigentumsvorbehalts
  • Lieferantenkredite sind bei einer Geldschuld verfügbar
  • keine aufwendigen Formalitäten wie beim Kreditinstitut
  • Kreditnehmer sind wirtschaftlich im Vorteil
  • vertragliche Bindungen gegenüber Dritten fallen weg
  • rasche Finanzierung
  • Meldung bei der Schufa fällt weg

Warenkredite dienen vielen Unternehmen oder Grosskunden mit Zahlungsschwierigkeiten, finanzielle Engpässe zu überstehen und weiterhin zu existieren. Manchmal sind diese Engpässe nur saisonal bedingt. Sind die Zahlungsschwierigkeiten beseitigt, wird die offene Forderung beglichen. Leider häufig kostenintensiv, weil der Nachlass nicht ausgenutzt werden kann.

Nachteile von Lieferantenkrediten:

  • Effektivzinssatz ist relativ hoch (wenn kein Skonto in Anspruch genommen wird)
  • Rechnungssumme weist effektive Jahreszinsen nicht separat aus

Vor allen für die Kunden erweisen sich Lieferantenkredite nicht unbedingt als lohnende Zahlungsart. Wird der begründete Preisnachlass ignoriert, kann unter Umständen ein effektiver Jahreszins von bis zu 30 Prozent und höher anfallen. Das führt bei vielen kaufmännisch unbedarften Kunden zur Annahme, dass sie einen zinsfreien Kredit erhalten haben.
Mit Lieferantenkrediten sind relativ hohe Zinsaufwendungen zu tragen. Insbesondere die Preisabzugsfristen tragen zu steigenden Kreditkosten bei. Für Kunden bedeutet das, dass die komplette Rechnungssumme ohne irgendeinen Abzug zu zahlen ist.

Funktionsprinzip des Lieferantenkredits

Lieferantenkredite sind eine einfache und im kaufmännischen Geschäft durchaus gängige Finanzierungsvariante, wenn Waren verkauft beziehungsweise umgeschlagen werden. Unabhängig davon, ob es sich um den Erbringer von Dienstleistungen oder den Lieferanten handelt, gewerbliche Kundschaft erhält einen Aufschub von 14 Tagen oder 30 Tagen zur Begleichung der Forderung netto. Ein solcher Handelskredit ist eigentlich nur ein Aufschub der Zahlung, welche der Kreditor gewährt. Die Zinsbelastung wird im Zahlungsziel ausgedrückt. Unternehmen beziehen sich häufig auf einen Handelskredit, um ihre Zahlungsfähigkeit weitgehend zu erhalten. Der Warenkredit stellt somit einen Zeitgewinn dar.
Warenkredite gehören unter Kaufleuten zur Normalität. Gerade junge Unternehmen, die frisch gegründet wurden, profitieren zunächst von den Konditionen. Auch für die Vorfinanzierung von Aufträgen mit grossem Volumen ist ein Warenkredit ideal. Die Absprachen werden dabei sowohl mündlich als auch schriftlich getroffen. Aus Gründen der Nachweisbarkeit ist eine schriftliche Dokumentation jedoch zu empfehlen.
Es besteht ohne Weiteres die Möglichkeit der Sofortbezahlung für die Ware. Dann wäre ein Lieferantenkredit überflüssig. In der Praxis wird diese Finanzierungsform oftmals mit einer Preisnachlassfrist in Verbindung gebracht. Akzeptiert der Kunde die nicht, dann verteuert sich der Warenbezug in der Höhe des Rabattbetrags.

Hinter Skonto verbirgt sich ein zuvor vom Verkäufer für die Kundschaft definierter Prozentsatz, der im Sinne eines Rabattes für die kurzfristige Erbringung einer Zahlung (Ermässigungsfrist) vom Verkäufer gewährt wird. Kaufmännisch exakt beschrieben, ist der Satz für den Preisnachlass die Basis für eine spezielle Zinsbelastung, die in der Fälligkeitsvereinbarung eingeschlossen ist. Infolgedessen entsteht ein Preisnachlass. Dieser bezieht sich auf den Bruttobetrag.

Faustregel: Je höher der Nachlasssatz ist, desto kostspieliger wird der Warenkredit. Das hat damit zu tun, dass sich die Kosten aus dem eigentlichen Rechnungsbetrag minus dem Rechnungsbetrag reduziert um den Skontosatz ergeben. Über die Betrachtung des Skontos schätzen Kaufleute die anfallenden Zinsen ein.

Die Formel für die Berechnung der Zinskosten für einen Warenkredit lautet folgendermassen:

(Skontosatz x 360)/(Zahlungsziel-Skontofrist)=Effektiver Jahreszinssatz

Zahlungsabwicklungen über Warenkredite bergen Risiken. Es ist nicht sicher, dass nach dem Ablauf des Aufschubs tatsächlich die Zahlung eingeht. Deshalb sind verschiedene Absicherungsarten relevant. Wie jeder Kredit bedarf der Warenkredit einer Absicherung. Diese ist auf unterschiedliche Art und Weise möglich:

  • Ware bleibt bis zur Bezahlung unter Eigentumsvorbehalt
  • Kunde ist für hohe Kreditwürdigkeit bekannt
  • Rückgabe der Ware durch den Lieferanten bei ausbleibender Zahlung
  • Factoring
  • Versicherung des Kredits (geringer Versicherungsbeitrag, unbürokratische Lösung)
  • Abschluss eines fixen Darlehensvertrages (üblich bei grossen Rechnungsbeträgen)

Unterschied zwischen Lieferantendarlehen und Lieferantenkredit

Kurzfristige und langfristige Lieferantenkredite stellen eine gewisse Flexibilität im gewerblichen Zahlungsverkehr dar. Bei einer kurzfristigen Erfüllung der Forderung vergehen lediglich zwischen 14 und 30 Tagen mit Option der Skontofrist. Dann hat das Unternehmen beziehungsweise der Lieferant sein Geld. Dieses Prozedere wird als Lieferanten- oder Warenkredit deklariert.
Bei einem langfristigen Kredit beginnt die Zahlungsfrist ab 30 Tagen. Ein langfristiger Warenkredit wird als Lieferantendarlehen definiert.

Durchsuchen Sie local.ch nach einemFinanzberaterin Ihrer Nähe

Die häufigsten Fragen zum Lieferantenkredit

Wann ist ein Lieferantenkredit sinnvoll?

In einem Unternehmen kann die Liquidität vorübergehend eingeschränkt sein. Damit der Betrieb weiter überlebt, müssen trotzdem dringend notwendige Waren beschafft werden. Allerdings ohne unmittelbare Bezahlung. Ein Kreditinstitut würde die Kreditwürdigkeit anzweifeln und den Kredit verweigern. Das ist beim Warenkredit nicht der Fall, weil es zum Aufschub der Zahlung kommt. Ausserdem wird die Kundenbindung an den Lieferanten durch einen Handelskredit gefördert.

Wie berechnet man den Lieferantenkredit?

Der Skontobetrag hat den Zweck, den Kunden zu locken, die Rechnung vor dem eigentlichen Zahlungsziel zu begleichen. Die Skontofrist ist daher ein wesentlicher Teil des Handelskredits. Bei Sofortbezahlung kann gespart werden. Die Kosten beziehungsweise der Zinssatz für einen Handelskredit lassen sich einer speziellen Formel berechnen. Ausschlaggebend für die Berechnung sind der Skontosatz und die Skontofrist sowie das Zahlungsziel.

Was sind Debitoren und Kreditoren?

In der Betriebswirtschaft werden Fachbegriffe wie Debitoren und Kreditoren benutzt. Debitoren sind im eigentlichen Sinn Kunden oder Käufer. Debitoren werden aufgrund fehlender Zahlung zu Schuldnern. Kreditoren sind sogenannte Kreditgeber, also die Lieferanten oder Verkäufer. Umgangssprachlich würden sie als Gläubiger bezeichnet werden. Debitoren und Kreditoren spielen eine zentrale Rolle bei der buchhalterischen Bearbeitung von Geschäftsvorfällen.

Welche Alternative zum Lieferantenkredit gibt es?

Wer sich nicht für die Variante des Lieferantenkredits entscheiden möchte, kann ein langfristiges Lieferantendarlehen wählen. Lieferantenkredite setzen keine sofortige Warenbezahlung voraus. Bankkredite garantieren den Preisnachlass, denn sie gewährleisten eine Sofortbegleichung, aber hinterlassen Schulden. Herkömmliche Ratenkredite sind im Vergleich zu den Warenkrediten wesentlich kostengünstiger. Bei Ratenkrediten ist es ausgeschlossen, dass sich Zinssätze von mehr als 45 Prozent ergeben.

Weitere Artikel zum Thema

Durchsuchen Sie local.ch nach Finanzberater in Ihrer Nähe